Möbisburg
Lieber Besucher, lieber Gast, mit diesem kleinen Informationsblatt wollen wir versuchen, Ihnen unseren Ortsteil, der 1991 aus den beiden Dörfern Möbisburg und Rhoda entstand, die beide schon 1950 in die Stadt Erfurt eingemeindet wurden, vorzustellen und begrüßen Sie hier auf das herzlichste. Sie erreichen unseren Ortsteil, der sich in südwestlicher Richtung zur Stadt Erfurt befindet, am Ostufer der Gera liegt, auf der Route traditioneller Wanderungen entweder über den Steigerwald, den idyllisch verlaufenden Bachstelzenweg von Hochheim über Bischleben kommend oder von Stedten aus. Lassen Sie sich zuerst zu einer kleinen Reise in die Geschichte von Möbisburg einladen, das 1130 zum ersten Mal  urkundlich erwähnt wurde und 1269 mit dem Namen Meinwartisburg überliefert ist. Beginnen möchte ich auf dem nördlich liegenden Burgberg, um den sich viele Sagen ranken, wie die Erbauung einer Burg durch den fränkisch/thüringischen König Merwig, der aber durch Bodenfunde belegt in frühgeschichtlicher Zeit eine Flieh- und Wallburg war und heute unsere Kirche, die dem Heiligen Dionysis geweiht ist, trägt. Die Kirche, die noch Reste ihres gotischen Ursprunges in sich vereinigt, und das nebenstehende 1911 erbaute Pfarrhaus sind leider nur im Spätherbst und Winter von Rhoda oder Bischleben aus kommend in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Mit dem beginnenden Grün der Bäume entziehen sie sich dem Auge des Betrachters. Nur die 1999 restaurierte schiefergedeckte Haube mit Laterne, mit dem vergoldeten Turmknopf und der Wetterfahne die uns die Erbauung des Turmes verrät, ist weiterhin sichtbar. Wie kein anderes Dorf um Erfurt ist Möbisburg reich an Sagen und Überlieferungen, von denen hier eine stellvertretend erzählt werden soll: Es soll aber ein großer Schatz unter der Kirche St. Dionysi liegen, welchen drei Männer miteinander zu heben, sich um die Mittagsstunde vorgenommen, nämlich ein Schmied, ein Schneider und ein Hirte oder Schäfer. Da kam derTeufel im roten Kleid auf einem mit weißen Böcken bespannten Wagen den Rhodaer Berg heruntergefahren und drehte ihnen die Hälse um, weil sie das Gelöbnis zu schweigen nicht gehalten hatten, als die Frau des einen Schatz­gräbers das Mittagsmahl brachte. Zum Gedenken an dieses grausige Ereignis sind die Köpfe der Schatzgräber und der Frau im Holzkehlgesims der Kirche mit den Zeichen ihres Berufsstandes in Stein verewigt. Im Innenraum der Kirche treffen wir auf eine Barockorgel von 1780 aus der Werkstatt des Orgelbauerfamilie Hesse aus Dachwig, einen wuchtig gemauerten Altar, einen steinernen Opferstock, bemalte Emporen die das Leben und Wirken Jesu zeigen, eine Barockkanzel und gotische Teile, wie das Sakramentshäus­chen links vom Altar und rechts ein Epitaph mit gotischer Inschrift, dem Heiligen Dionysis ge­widmet. Gegenüber des Einganges zur Kirche befindet sich ein altes Steinportal, das zusammen mit der Friedhofsmauer 1736 er­baut wurde und uns durch den Schlussstein, der das Mainzer Rad und den Bischofshut zeigt, die Zugehörigkeit zu Erfurt bzw. Kurmainz verrät. Vom Treppenende des Portals erreichen wir talabwärts den sogenannten „Plan". Hier soll sich früher ein Brunnen befunden haben, der mit der Burg über einen geheimen Gang in Verbindung stand. An der Rhodaer Straße nach rechts gehend, kommen wir an der ehemaligen Dorfschule (heute ein Frisier­salon) vorbei und erreichen eine Kreuzung, die uns einen Blick in die 1999 neugestaltete Hauptstraße gewährt und ein Hinweisschild zeigt uns den Weg zur Möbisburger Töpfermühle. An der Grundschule 21 vorbei, die den Namen „Thomas Müntzer" trägt und in der die Kinder der umliegenden Orte unterrichtet werden, stoßen wir auf das alte Eingangsportal zur Mühle. Schon vor über vierhundert Jahren drehten sich die durch Wasserkraft betriebenen Mühlsteine. Mitte der 80 er Jahre wurde jedoch der Mahl­betrieb eingestellt und seit 1987 befindet sich hier eine Töpferei. Die heutigen Besitzer haben es mit viel Feingefühl und Liebe verstanden, diese Gesamtanlage zu restaurieren und ihre Arbeitswelt in diese harmonisch einzufügen. Einen Blick hinter die Tür über der wir die Jahreszahl 1720, das Umbaujahr der Mühle erkennen, werden Sie mit Sicherheit nicht bereuen. Gleich neben dem Kindergarten „Möbisburger Kinderiand"gelegen, lädt in den Sommermonaten das in den 70er Jahren gebaute Freibad zur Abkühlung ein. Vis a vis befindet sich das ehemalige Schuhleistenwerk, eine Industriebranche aus den Zeiten der DDR, die sich so gar nicht in das ländliche Ortsbild einfügen will. Zurückgekehrt in die Hauptstraße erreichen wir in südlicher Richtung das alte Restaurant „Zur Forelle", das heute als Bürgerhaus für unseren Ortsteil dient. Das 1999 geschlossene Restaurant war fast 200 Jahre lang ein beliebtes Ausflugsziel der Erfurter, daß von seiner Gründung bis zum Ende des II Weltkrieges von einer Familie Rudolph über mehrere Generationen geführt wurde. So fanden im Sommer im Garten hunderte Menschen Platz, im Bassin schwammen ständig frische Forellen. Auf dem ehemaligen Biergartengelände der Forelle und den so genannten „elf Äckern" finden wir heute den Möbisburger Sportplatz, die Turnhalle und eine Kegelbahn. Hier ist der Möbisburger Sportverein, der 1999 sein 50-jähriges Bestehen feierte, mit seinen Sektionen beheimatet. Die Sportakrobaten brachten schon deutsche Meister hervor. Der Sport in Möbisburg läßt sich bis in das Jahr 1896 verfolgen. Gehen wir die Hauptstraße weiter, bietet uns manch geöffnetes Tor, von typischen Drei- bzw. Vierseitenhöfen, die eine Verbindung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden darstellen, Einblicke in die sonst verschlossenen Innenhöfe, in denen sich früher die bäuerliche Arbeitswelt abspielte. Kurz vor der Kreuzung nach Waltersleben erreichen wir die alte Gemeindeschänke „Zum grünen Tal". Daneben befinden sich die Freiwillige Feuerwehr, die auf eine über 120-jährige Geschichte zurückblickt und das ehemalige Gemeindebachhaus. Von hier blicken wir auf das frühere Gromannsche Gutshaus, auch „Großes Haus" genannt, das als ehemaliger Gutshof in enger Verbindung mit dem Mühlengut zu sehen ist und von dem sagenumwobene Gänge zum Burgberg führen sollen. Hier und im Haus Hauptstr. 38 übernachteten im Jahr 1813 der preußische König Friedrich Wilhelm III. und die Prinzen Karl und Albrecht, bei ihrem Zug mit der Armee nach Frankreich im Krieg gegen Napoleon. Der Hauptstraße weiter folgend, stehen wir nach der über den Walterslebener Bach führenden Brücke vor dem ehemaligen Dorfteich, der 1921/22 verfüllt wurde und seitdem das Denkmal für die Gefallenen und Opfer beider Weltkriege und des Krieges 1870/71 trägt und das 1996 durch die Spendenbereitschaft der Einwohner grundhaft saniert werden konnte. In Richtung Ingerslebener Weg erblicken wir eines der schönsten Fachwerkhäuser unseres Ortes. Weiter den Ingerslebener Weg entlang kommen wir an der rechten Seite am zweiten Gutshof vorbei, dem ehemals von Borschittauischen Gut, das ein Lehnsgut der Grafen Gleichen darstellt und 1789 in den Besitz der Grafen Keller kam, die in dem nahe liegenden durch die Bodenreform 1948 - 50 sinnlos abgerissenen Schloß Stedten lebten. Rechts nach dem Weg erreichen wir eine Brücke, die uns über die Gera führt. Von hier hat man eine gute Sicht auf den Ort und das in den Wiesen liegende Wasserwerk, das hier 1898 für die Versorgung der ständig wachsenden Erfurter Bevölkerung errichtet wurde. In der Hoffnung, daß auch die von hier sichtbaren LPG-Altlasten, wie viele verfallene Stallanlagen, die das Ortsbild schmälern, in der Zukunft verschwinden oder umgenutzt werden, möchte ich mich von Ihnen, lieber Besucher, lieber Gast verabschieden. Besuchen Sie uns bald wieder, denn in Möbisburg / Rhoda und seiner Umgebung finden Sie noch Ruhe und Erholung!


Rhoda

Das Dörfchen Rhoda, am Steigerwald gelegen, ist den Erfurtern seit vielen Generationen wohl vor allem als beliebtes Ausflugsziel bekannt. Von der Höhe des Steigers hat man einen herrlichen Blick zu den Kammlagen des Thüringer Waldes, den Drei Gleichen und in das Tal der Gera. Wahrscheinlich ist Rhoda mehr als 800 Jahre alt. Tatsächlich taucht in alten Doku­menten hin und wieder der Name Rhoda (Roda, Rode) auf und wird das Geschlecht der Herren von Rode erwähnt. Früher gehörte Rhoda zum Herzogtum Gotha worüber zahlreiche prächtige Grenzsteine Auskunft geben, die der Wanderer in der Umgebung findet. Die ältestesten Steine stammen vom Anfang des 18. Jahr­hunderts. Da sie die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Gotha (seit 1435 gehört Rhoda zu Sachsen-Gotha) und der Stadt Erfurt markieren, sind sie mit dem sächsischen Wappen, das zur Rhodschen Seite zeigt und dem Erfurter Rat geschmückt. Jüngere Steine tragen die Aufschrift HG (Herzogtum Gotha) und KP (Königreich Preußen). Verwaltungsmäßig gehörte Rhoda vor 1830 zum Amt Wachsenburg, von 1830 - 1858 zum Amt Ichtershausen und ab 1858 zum Landratsamt Gotha. 1950 erfolgte dann die Eingemeindung in den Stadtkreis Erfurt. Seit 1991 wird Rhoda nicht mehr als selbstständiger Ortsteil geführt, sondern bildet zusammen mit Möbisburg den Ortsteil Möbisburg - Rhoda. Das Ortsbild von Rhoda wird durch die 1714 erbaute „Kirche zum guten Hirten" bestimmt, die nach grundlegenden Erneuerung mit ihrem goldenen Turmknopf die Vorbeikommenden grüßt. Neben der Kirche prägt die „Schenke" das Bild des Dorfes, heute „Rhodaer Grund" benannt. Seit 1994 empfängt! auch das „Waldhaus" wieder seine Gäste. Nach langen Jahren der Verwahrlosung ist es liebevoll erneuert worden und zeigt sich mit allem Charme der Gründerzeit. Die eigene Brauerei, der volkstümliche Biergarten und der prächtige Saal locken nun wieder zahlreiche Besucher an. Als dritte Ausflugs­gaststätte in Rhoda bot der „Silberblick" über viele Jahre einen mehr als traurigen   Anblick. Glücklicherweise wird das Gebäude aber jetzt saniert und erhält sein Äußeres vom Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück. Während noch vor 100  Jahren Rhodas Bevölkerung hauptsächlich von Landwirtschaft lebte, betreibt heute niemand mehr Landwirtschaft. Allerdings gibt es zwei Gärtnereien und einen Betrieb.


An dieser Stelle möchte ich mich, bei den Herren, Harald Hübner Möbisburg, sowie Herrn Helmut Panser, Ernst Schneller Str. in Erfurt, die mir die Unterlagen zur Verfügung gestellt haben, recht Herzlich bedanken.

Genieß Deine Vesper in der Pause und nimm die Reste mit nach Hause!

Lass Tier und Pflanze stets in Ruh', sie sind Geschöpfe so wie Du!


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